„Les Amour Imaginaires“- Schon allein der Titel des zweiten Filmes von Xavier Dolan zergeht auf der Zunge und bereichert meine Tagträume. Die Geschichte ist schnell erzählt: Man nehme einen bildschönen, leicht sensiblen Jüngling, seine gute, aber leider verbitterte, kettenrauchende Freundin und einen selbstverliebten, blond gelockten Adonis, der es versteht sich in die Welt Anderer zu drängen. Wie schnell eine wahre Freundschaft zerbricht und was die Liebe immer wieder anzurichten scheint zeigt dieser Film gnadenlos und demonstriert ohne Verschönerung den menschlichen Egoismus. Dolans Vorliebe für Slow Motion lässt sich nach der ersten viertel Stunde nicht mehr verbergen, mit der Konsequenz, dass vereinzelte Szenen zu langatmig und monoton erscheinen. Das sei ihm jedoch aufgrund einer stilvoll eingesetzten Kameraeinstellung verziehen. Das Händchen für Details hat er, der Herr Dolan. Auch ein unglaubliches Stilbewusstsein und Farbverständnis lassen sich, wie schon in seinem letzten Film „I Killed My Mother“, erkennen.
Foto: Les Amours Imaginaires
Das größte Problem ist die Schönheit Dolans. Sich gekonnt in Szene zu setzen fällt ihm leicht und genau das ist das Manko! Zu oft lenkt sein makelloses Gesicht, sein schöner Körper und seine stilsichere Kleidung von der eigentlichen Geschichte ab. In meinem Kopf schwirrten Liebesbekenntnisse die ich Xavier Dolan schmachtend vortragen würde, sollte er mir über den Weg laufen. Verzweifelt dachte ich darüber nach, wieso genau dieser wunderschöne Mann wieder einmal der Frauenwelt vorenthalten bleibt. Plötzlich musste ich feststellen, dass der Abspann lief und ich das Ende des Filmes nicht mitbekam, weil mich Dolan in seinem roten Blazer einfach zu sehr faszinierte.
Ich schlage vor, Xavier versucht in seinem nächsten Film nur die Regie zu übernehmen und überlässt den Schauspielpart anderen Künstlern. Erst dann werde ich beurteilen können, ob seine Filme noch immer Potenzial zur Erstklassigkeit haben.
Und eins ist sicher: Auch dann werde ich ihn noch immer lieben, den Herrn Dolan!
by Karli
ist es gut, wenn ich den film jetzt sehen möchte?
AntwortenLöschenDas ist sogar gewollt!Denn wenn du den Film letztendlich doch nicht magst, dann lohnte es sich schon allein wegen Dolan. Also los, ab ins Kino!
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